Wenn brasilianische Soldaten nach Hipana kommen, werden die Leute deswegen nicht nervös. Wir sind doch alle aus dem gleichen Land. Am Militärposten von Tunuí kontrollieren sie unsere Boote, sie öffnen alle Kisten und schauen unter die Regenplanen. Sie halten ihre Waffen gezückt, und manchmal reden sie rau mit uns. Aber am Ende lassen sie uns immer passieren. Ist das so, weil wir Indigene sind? Ist es, weil wir Brasilianer sind?
Ein Armeeleutnant hat uns in Hipana mal eine Nationalflagge vorbeigebracht, und an manchen Tagen lässt Plinio sie vor der Schule hissen. Die Schüler stehen dann in Reihen da, die Hände an die Naht ihrer Badehosen gelegt, und singen die Nationalhymne.
In manchen Jahren kommen die Soldaten besonders häufig in unsere Dörfer, weil sie Goldschmuggler suchen oder Drogenhändler jagen. Jeder von uns weiß, wann die Drogenkuriere über die Flüsse fahren, meist tun sie das in der Nacht. Sie schlagen auch eigene Pfade durch den Wald und laufen um die Militärposten herum. Ich frage mich immer: „Wissen die Soldaten das nicht? Warum unternehmen sie nichts dagegen? Können sie sich nicht ein bisschen mehr anstrengen, um dieses Land Brasilien voranzubringen?“
Dzuliferi Huhuteni, Schamanenlehrling
Auszug aus dem Buch „Der Sohn des Schamanen“